Diäten sind sehr beliebt – aber meist sinnlos

Diäten sind weit verbreitet. Jeder Dritte hat schon mehrere Diäten hinter sich und fast zwei Drittel zumindest eine. Das ergab eine von der Agentur „meinungsraum.at“ für Radio Wien durchgeführte Studie zum Thema „Bewusst gesund – Diäten“. Die Studie wurde in Wien durchgeführt, sollte aber wohl  für ganz Österreich, sowie für Deutschland und die Schweiz repräsentativ sein.

Leider bringen Diäten in 80 bis 90 Prozent der Fälle keine nachhaltige Wirkung. Man nimmt wieder zu und nicht selten bringt man danach noch mehr Kilos auf die Waage.

Zusammengefasste Ergebnisse

Der Studienleiter Roland Führer fasst zusammen: Zur Zufriedenheit zum eigenen Gewicht befragt, gibt  jeder Zweite (51%) an, zumindest einigermaßen zufrieden zu sein. Einer von zehn Befragten ist sogar sehr zufrieden. Wie zu erwarten war, sind Frauen etwas selbstkritischer als Männer – nur 47% der Frauen sind mit dem eigenen Gewicht zufrieden. Im Gegensatz dazu haben 56% der Männer eine positive Meinung zu ihrem Körpergewicht.

Jene, die mit dem eigenen Gewicht nicht (ganz) zufrieden sind, sehen die Schuld in mangelnder Bewegung (60 %), weil man zu fett oder zu süß, also ungesund isst (42%) oder weil selbst zu viel gegessen wird (35%). Auch hier sind die Frauen wieder selbstkritischer: 66% der Frauen glauben, dass mangelnde Bewegung der Grund für ihre Unzufriedenheit ist.

6 von 10 StudienteilnehmerInnen haben zumindest einmal schon selbst eine Diät gemacht. Knapp mehr als ein Drittel (35%) sogar schon öfter. Frauen sind mit 66% unter jenen, die zumindest einmal schon selbst eine Diät gemacht haben, erwartungsgemäß stärker vertreten als Männer (53%). Auch die mittleren Altersgruppen, 30 bis 49 Jahre sind mit 68% stärker unter jenen mit Diät-Erfahrung vertreten als der Durchschnitt.

Im Schnitt vier Diäten

Diäten sind sehr gefragt und es wird viel probiert. Offenbar reicht eine nicht aus und mangelnde Erfolge scheinen weitere Versuche folgen zu lassen. Im Durchschnitt werden vier verschiedene Diäten ausprobiert.

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Die „Meinungsraum-Studie“ schreibt zwar, dass „nur“ 4 von 10 Befragten Diäten für eine gute Methode halten, in Anbetracht der 60 Prozent Zustimmung zu den Diäten ist die Schlussfolgerung, dass zwei Drittel davon eine Zustimmung äußern, durchaus legitim und der Zustimmungsgrad ist wiederum als hoch anzusehen. Wohl auch deshalb kommt es immer wieder zu Wiederholungen und Versuchen.

Frauen sind aber kritischer, obwohl sie öfter auf Diäten zurückgreifen. Das hat wohl auch damit zu tun, dass die Erfolge nicht den Erwartungen entsprechen und dennoch die Sehnsucht nach dem Idealgewicht vorhanden ist. Jedenfalls halten nur 36% der Frauen Diäten für eine gute Methode, um Gewicht zu verlieren.

Selbstinitiativen stehen vor ärztlichen Empfehlungen

Nur einem Viertel der WienerInnen ist vom eigenen Arzt empfohlen worden, etwas gegen das Übergewicht zu unternehmen. Neun von zehn Befragten (92%), denen vom Arzt empfohlen wurde, abzunehmen, wurde eine Ernährungsumstellung nahegelegt. 76% dieser Gruppe wurde Sport als Methode zum Abnehmen empfohlen. Aber nur knapp einem Viertel (23%) wurde vom eigenen Arzt zu einer Diät, als Weg zu einem geringeren Gewicht, geraten. Daraus könnten einige Schlussfolgerungen gezogen werden. So sind die Patienten in Sachen Ernährungsumstellung bzw. Sport nicht wirklich motivierbar und glauben den Werbungen der Diätanbieter mehr als ihrem Arzt und weiters sind Ärzte bei Diäten durchaus zurückhaltend. Apropos Sport: Knapp die Hälfte (47%) betreiben praktisch keinen (seltener als einmal pro Woche/nie) Sport.

Die psychologische Seite wurde von der Studie negiert und auch bei den Ärzten spielt sie wohl keine Rolle. Dabei ist Abnehmen immer eine Folge von Denk- und Einstellungsprozessen. Die Negierung psychologischer Methoden hängt auch mit Nichtwissen bzw. fehlenden Angeboten zusammen. Sieht man von der psyslim-Methode einmal ab, gibt es so gut wie keine Programme auf psychologischer Ebene, wohl kann man sich psychologisch oder psychotherapeutisch beraten lassen, aber damit erhält man noch lange kein Programm mit wirkungsvollen Instrumenten – psyslim gilt hier als Ausnahme.

Diäten-Wirrwarr

Der Markt ist voll mit Diät-Angeboten und die Versprechungen klingen attraktiv – nur kann der Konsument unmöglich alle Angebote selbst testen. Der Verein für Konsumenteninformation hat 80 Diäten unter die Lupe genommen und diese in einem Sonderheft zusammengefasst („Die besten Diäten“ – Konsument). Von den untersuchten Angeboten konnten lediglich 22 bestehen – d.h. jede vierte Diät fiel durch und die Nachhaltigkeit der restlichen, die als positiv bewertet wurden, ist auch nicht gesichert. Die Statistik spricht jedenfalls gegen Diäten. Interessant ist, dass das besonders hervorgehobene Beispiel dem Entwickler des Konzepts, dem Wiener Institut für Sozialmedizin, eine langfristige Änderung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten vorschlägt. Also etwas, das jeder Übergewichtige auch von seinem Arzt hört.  Nur, wie das zu bewältigen ist, hören die Patienten bzw. Übergewichtigen nicht.

Psychologisches Abnehmen

Der offensichtlich einzige erfolgreiche Weg zum Abnehmen führt über jene Kanäle, die auch zum Übergewicht geführt haben – nämlich über das Gehirn. Genauer gesagt über neuronale Strukturen, Prägungen und über das Unbewusste. Dazu braucht man keine Diäten, sondern ein psychologisch ausgerichtetes Programm.

 

Quelle Grafik: Meinungsraum
Dieser Artikel bezieht sich auf einen Bericht in der Gesundheitszeitschrift MeinDoktor 3-2012
Foto: Fotolia_4366445-Kurhan-1024.jpg

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