Abnehmen beginnt im Kopf!

Essen hat in unseren Breiten schon längst nichts mehr alleine mit Energiezufuhr zu tun. Es geht nicht nur ums Überleben, sondern um Lust und Laune, sowie um Belohnung und Glück. Natürlich darf das sein. Wenn aber Essen zum Ersatz für ansonsten ausbleibende Belohnung oder für fehlendes Glück wird, dann folgt sehr oft Übergewicht oder sogar Fettsucht.

Das neurobiologische Prinzip ist am Beispiel zuckerhaltiger Nahrung auch für Laien leicht verständlich: Ein Tortenstück oder eine Schokolade enthalten viel Zucker, der vom Körper rasch in den Blutkreislauf gelangt. Damit werden auch Botschaften ans Gehirn geschickt und das Belohnungszentrum aktiviert. Hier kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin, der auch als Glückshormon bekannt ist.

Die Lust auf Süßigkeiten wird schon beim Anblick von als attraktiv angesehenen Nahrungsmitteln erweckt. Für DDDr. Karl Isak, dem Entwickler des psyslim-Programms und Leiter des Instituts für psychologisches Abnehmen werden beim Anblick von begehrten Speisen „somatische Marker“ aktiv. Das sind im Erfahrungsgedächtnis gespeicherte Details, die emotional belegt sind – und zwar positiv . „Bei Übergewichtigen spielen somit auch die Erziehung und die Sozialisation, aber auch die Werbung eine große Rolle. Die Informationen sind im Unbewussten gespeichert und erzeugen Handlungen. Da der Mensch Glück braucht oder Unlust mit Glück ausgleichen möchte, ist Essen eine unbewusst genutzte Alternative.“ Auch der Tübinger Forscher Hubert Preißl bestätigt, dass visuelle Eindrücke, beispielsweise eine schön verzierte Torte oder ein appetitliches Foto, im Kopf das Verlangen nach der Nascherei auslösen kann. „Solche biologischen Abläufe spielen auch bei übergewichtigen Personen eine Rolle“1), erklärt der Wissenschaftler. Preißl ist mit seinem Team Teil des  europaweiten Projekts „Nugde-it“, das erforscht, welche Aspekte unser Essverhalten beeinflussen.

„Dabei rücken die Tübinger Forscher Hirnaktivitäten in den Mittelpunkt. Dafür wurden den Teilnehmern Bilder gezeigt, auf denen Hochkalorisches wie Pommes Frites oder Niederkalorisches wie Rohkostsalat abgebildet waren. Aufzeichnungen des Kernspintomografen spiegelten wider, wie stark bestimmte Hirnareale auf das Gezeigte reagierten. Übergewichtige wiesen dabei eine hohe Aktivität im Kontrollzentrum auf. ‚Für Übergewichtige stellt es einen größeren Aufwand dar, und sie müssen mehr Anstrengungen aufbringen, um nicht nach Hochkalorischem zu greifen‘, sagt Preißl. Bei Normalgewichtigen war das Kontrollareal weniger stark aktiv. In diesem Bereich wird in Interaktionen mit anderen Hirnbereichen auch bewertet, ob der Körper noch Energie braucht oder nicht. „Bei Normalgewichtigen ist die Kontrolle im Gleichgewicht. Sie müssen nicht aufpassen, dass sie mehr essen, als sie verbrauchen können“, so Preißl. Weitere Unterschiede zeigten sich beim Belohnungssystem. Bei Übergewichtigen wirkt das Dopamin, im Volksmund auch Glückshormon genannt, anscheinend weniger effektiv, meint Preißl. Diese Menschen greifen deshalb wahrscheinlich viel häufiger zu Essbarem als Schlanke, bis sich ein Hochgefühl einstellt.“1)

Der Therapeut und Neuropsychologe Karl Isak sieht darin den Bedarf, den Betroffenen anderweitig Glücksgefühle zu geben. „Vor allem Adipöse haben ein Bedürfnis nach Ausgleich aufgrund fehlender Glückshormone und diese werden mit Essen hergestellt.  Hier ist nach den Ursachen zu forschen und diese finden sich meist in früheren Konflikten.“ Für Isak ist dies aber nicht der einzige Grund für das weit verbreitete Übergewicht, aber ein wichtiger. Die Konsequenz ist für den Psychologen klar – und dies hat er in seinem psyslim-Programm für alle Betroffenen zugänglich gemacht.

1) Die Welt vom 9.5.2014

Foto: shutterstock_119279290

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