Leben Übergewichtige wirklich länger?

Beim Thema Übergewicht wird oft mit wissenschaftlichen Argumenten gearbeitet – und zwar in alle Richtungen. Aber nicht immer kann man die Aussagen unreflektiert übernehmen. Das passiert aber sehr häufig und findet seinen Niederschlag sowohl in anderer wissenschaftlicher und Ratgeberliteratur. Dazu ein Beispiel: Übergewichtige stoßen immer wieder auf Berichte in Medien, Fachbüchern und Internet, die sich auf wissenschaftliche Studien beziehen, dass leichtes Übergewicht das Leben verlängert und erhalten dadurch eine Legitimation, weiter zu essen. Das ist gleich in mehrerer Hinsicht gefährlich. Denn erstens wird aus einem leichten Übergewicht oft eine krankhafte Fettsucht und diese ist definitiv gesundheitsschädlich. Zweitens weist die Studie* aus, dass leicht Übergewichtige eine um lediglich sechs Prozent längere Lebenserwartung haben. Nicht berücksichtigt wird bei der Studie aber, dass es Menschen gibt, die durch Sport (größere Muskelmasse) oder genetische Dispositionen (z.B. schwerer Knochenbau) leicht übergewichtig sind und somit mit dem, was man unter Übergewicht versteht, nichts zu tun haben. Der Anteil dieser Menschen liegt aber über sechs Prozent.

Durch Statistiken und Studien lassen sich also völlig falsche Schlussfolgerungen ziehen. Leichtes Übergewicht lässt also nicht länger leben. Vielleicht gibt es keine verkürzte Lebenserwartung, was aber auch möglich wäre, denn Studien beziehen sich nur auf den Durchschnitt. Aber zu berücksichtigen ist, dass man durch Übergewicht krank werden kann und die Lebensqualität leidet. Außerdem kann aus einem geringen Übergewicht auch eine Fettsucht entstehen und diese verkürzt das Leben auch nach der genannten Studie.

 

* URL: http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1681398

Foto: shutterstock_48450217 Dean Mitchell

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