Bauchumfang als Krankheitsrisiko

Essen im Überfluss ist eine Errungenschaft der Neuzeit. Früher – und dieses Früher ist eigentlich noch gar nicht so lange her – war Essen eine Überlebensfrage und nicht eine des Genusses, der Geselligkeit, des Konsums oder des gesellschaftlichen Status. Die Teller sind voll. Die Angebote überwältigend. Wir werden zum Konsumieren verführt. Der Kühlschrank und die Warenregale bieten einen schier unerschöpflichen Nachschub. Üppige kalorienreiche Nachspeisen runden ein normales Essen ab, das Fernsehen wird mit Naschereien ergänzt und unsere Getränke, die eigentlich dem Durstlöschen dienen sollen, sind pure Kalorienbomben. All das führt dazu, dass wir kränker werden. Die Frage ist berechtigt: Essen wir uns zu Tode? Ein Synonym für den tödlichen Überfluss ist das Metabolische Syndrom und der Arzt Jochen Nihaus meint, dass das „Metabolische Syndrom“ wahrscheinlich DER Killer unseres Jahrhunderts ist.

Der menschliche Körper ist dafür geschaffen, Reserven zu bilden und diese anzulegen. Es gab nicht immer was zu essen und die seinerzeitige Lebensweise, die viel mit körperlicher Anstrengung zu tun hatte, brauchte diese Reserven bald wieder auf. Es hatte kaum jemand Gelegenheit, dick und fett zu werden. Fettreserven, die der Körper in guten Tagen anlegte, wurden bald wieder verbraucht.

Der Medizin ist schon seit Jahrzehnten bekannt, dass bestimmte Stoffwechselvorgänge mit den verbreiteten Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu tun haben. Dabei spielt Fett eine wichtige Rolle – und mit Fett hat auch das Metabolische Syndrom zu tun. Der menschliche Körper speichert nämlich überschüssige Nahrung in Form von Fett ab – und zwar in der Absicht, dieses Fett in mageren Zeiten zu verbrauchen. Nur die mageren Zeiten kommen nicht und sie werden auch nicht durch entsprechende körperliche Betätigung herbeigeführt. Es tritt eine fatale Dublizität ein: Es wird mehr gegessen und der Körper weniger bewegt. So werden überschüssige Kalorien als Bauchfett gespeichert. Dieses Bauchfett ist ein Reservoir für zukünftige magere Zeiten, die aber einfach nicht kommen. Somit wächst der Bauch immerwährend und mit der Zunahme des Bauchumfangs wächst auch die Gefahr, dass negative Folgen für den Stoffwechsel auftreten. Dem Stoffwechsel wird keine Ruhe gegönnt und somit hört er nicht auf zu „essen“.

Die Folgen erläutert der Experte Niehaus so: „Das dauerhaft erhöhte Fettangebot lässt nach und nach andere Gewebe ebenfalls verfetten, unter anderem die Muskulatur. Um das Überangebot an Nährstoffen in den Griff zu bekommen, verändert die Muskelzelle daraufhin ihren Stoffwechsel: Sie reagiert zunehmend weniger auf Insulin, jenes Hormon, das den Hauptnährstoff Glukose in die Zelle einschleust. Es beginnt ein Teufelskreis, bei dem der Körper immer mehr Insulin produzieren muss, um alle Zellen ausreichend zu versorgen. Blutzucker und Blutdruck steigen durch die Fehlregulation ebenfalls an. Schreitet dieser Prozess ungehindert fort, entsteht nach einigen Jahren das typische Bild eines Metabolischen Syndroms: Eine Fettstoffwechselstörung mit zu viel Cholesterin und zu wenig HDL, Bluthochdruck (Hypertonie) und erhöhtem Blutzucker (Diabetes Typ 2).“

Der Body-Mass-Index ist ein durchaus sinnvolles Verfahren. Für die Feststellung eines Metabolischen Syndroms ist der BMI allerdings unzureichend. Beim Metabolischen Syndrom wird nicht das Gewicht im Verhältnis zur Körpergröße unter Einbeziehung des Alters und des Geschlechts gemessen, sondern es wird der Bauchumfang herangezogen. Männer sollten nicht mehr als 100 Zentimeter Bauchumfang aufweisen, bei Frauen liegt der Wert bei 90 Zentimeter. Alles was darüber ist, ist gefährlich.

Der Bauchumfang ist eines von fünf Kriterien, die das Metabolische Syndrom definieren. Die Triglyzeride (gehören, wie auch das Cholesterin, zu den Nahrungsfetten) sind ein weiteres und sollen nicht über 150 mg/dl ausmachen. Das HDL-Cholesterin (also das „gute“ Cholesterin) sollte bei Männern nicht unter 40 mg/dl und bei Frauen nicht unter 50 mg/dl sinken. Der Blutdruck sollte nicht über 130/85 mmHg (siehe MeinDoktor Ausgabe 3-2008) steigen und der Nüchternblutzucker sollte nicht über 110 mg/dl liegen. Wenn nur drei der fünf Risikokriterien zutreffen, ist von ärztlicher Seite ein Metabolisches Syndrom zu diagnostizieren.

Schlaganfall oder Herzinfarkt

Treten also die angeführten Risikofaktoren auf und werden sie z.B. durch weitere wie das Rauchen verstärkt, dann kann man zwischen Schlaganfall und Herzinfarkt „wählen“. Bei der Risikobeurteilung muss berücksichtigt werden, dass beim Auftreten mehrerer Faktoren, das Gesamtrisiko nicht addiert, sondern multipliziert wird. So hat z.B. ein Raucher mit einem hohen Cholesterinspiegel von über 300, einem erhöhten Blutdruck und einem hohen Blutzuckerspiegel gleich ein zirka 30faches Risiko eine Herz-Kreislauferkrankung zu erleiden. Ein dicker Bauch ist also ein ernstes Warnsignal. Dann heißt es, weniger zu essen und sich mehr zu bewegen.

Maßnahmen

Ärzte haben meist die selben Ratschläge parat – und zwar: Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist eine Änderung der Lebensweise, also der Essgewohnheiten, der Bewegung sowie der sportlichen Aktivitäten. Aber das funktioniert meist nicht, sonst wären nicht knapp 60 Prozent der Bevölkerung übergewichtig. Deshalb brauchen wir Instrumente, die bei der Ursache ansetzen. Hier kommen die Neurowissenschaften ins Spiel. Die Forschungen der letzten Jahre haben auch beim Thema Übergewicht wichtige Erkenntnisse hervorgebracht, leider werden diese zu wenig genutzt und so bleibt es oft bei den meist nicht angenommenen Ratschlägen.

Nun gibt es ein neues Programm, das eine Stufe tiefer ansetzt – und zwar bei der Psyche des Menschen. Übergewicht entsteht im Kopf und muss dort bekämpft werden, ist das Credo des Begründers der psyslim-Methode, DDDr. Karl Isak, der schon in anderen Bereichen mit „Gedankenarbeit“ und daraus resultierenden Veränderungen Erfolg hatte. Isak plädiert für eine Veränderung der neuronalen Strukturen im Gehirn und stellt dafür auch Instrumente zur Verfügung, die leicht einzusetzen sind und erst indirekt auf das Essverhalten einwirken.

 

Foto: dreamstime_9277229-nikitta

 

 

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